9 Monate- Oh man wie die Zeit vergeht!

Liebe Leser,

verspätet aber doch nicht vergessen  möchte ich euch einen kurzen Überblick über alle Veränderungen und Entwicklungen meines Alltags geben und euch in diesem Beitrag berichten, wie ich mich nach 9 Monaten ‘hier sein’ fühle.

In meinem letzten Eintrag habe ich euch von meinen zunehmenden Problemen im Kindergarten erzählt, mittlerweile bin ich schon seit gut eineinhalb Monaten nicht mehr dort sondern arbeite jetzt mit den Frauen der Initiative Tanzania Handcraft Association (TanCraft), welche traditionelle Produkte herstellen und diese dann auf Märkten und Ausstellungen verkaufen. TanCraft ist eine Non-Profit Organisation und da es keine laufenden Einnahmen gibt, sind die Mitglieder von jedem einzelnen Verkauf ihrer Produkte abhängig und haben kein Festeinkommen. Es gibt jedoch eine art Minikredit System, das die Frauen selber führen und wodurch sie sich gegenseitig unterstützen.

Meine Aufgaben bei TanCraft sind noch wenig festgelegt, weil die Initiative bisher noch nie solange einen Freiwilligen hatte wie mich jetzt, ich fühle mich aber sehr wohl und freue mich, da ich auf keinen Fall zu wenig Arbeit habe und  viel mitbestimmen kann, wie ich mir meine Zeit einteile um meine Aufgaben zu erledigen.

 

Meine ersten Aufgaben waren die website zu upgraden, an allen meetings teilzunehmen und organisatorische Aufgaben zu übernehmen,  ich bin  Hauptverantwortliche für eine wichtige Kundin und stehe im dauernden Kontakt mit ihr, ich nehme am Produktionsprozess  teil und darf in Zukunft wohl auch noch English, Computer und ein bisschen Sport (zur Teamgeistförderung) unterrichten.

Meine neue Chefin kenne ich schon seit Beginn meiner Zeit in Dar, weil sie meine Vermieterin ist. Ich kann mir keine tollere Vorgesetzte wünschen, wir kommen super gut miteinander aus und ich bin unendlich erleichtert darüber.

 

Außerhalb der Arbeit ging es in letzter Zeit drunter und drüber. Zuerst hatte ich lange Zeit am Stück Besuch aus Deutschland und musste mich erstmal wieder an meinen Alltag hier gewöhnen, dann wurde der Abbruchs-Wunsch meines Mitbewohners immer stärker, bis er zuletzt (letzte Woche) tatsächlich zurück nach Deutschland flog.

Jetzt habe ich damit zu kämpfen, dass sich die Wohnung ohne Cornelius sehr komisch anfühlt und ich mir oft einrede allein zu sein, was einfach nicht stimmt, weil ich tolle Freunde habe… aber ich werde mich schon noch daran gewöhnen, dass ich viel Platz für mich allein habe und ich lade einfach viel Leute ein!

 

Die Zeit vergeht unendlich schnell und ich sehe der Rückkehr nach Deutschland, in mein ursprüngliches Zuhause zweigeteilt entgegen. Ich merke, dass ich mir zunehmend Gedanken darüber mache, was ich Zuhause machen werde, was für einen Weg ich einschlagen will, wo mein Platz sein wird und es erfüllt mich oft mit Unruhe, dass ich es nicht weiß. Trotzdem weiß ich eigentlich auch, dass es inordnung ist, wenn ich mir ein bisschen Zeit lasse und mich meiner weiteren Zukunft erst in Deutschland wieder genau widme. Bestimmte Dinge muss ich mir  vorort anschauen und kann sie nicht aus tausend Kilometer Entfernung einschätzen.

Ich genieße die Zeit hier, weit weg von Zuhause, frei von allen Prinzipien und Normen unserer Welt aber ich freue mich auch auf mein Leben danach. Ich bin mir aber sicher, dass ich wieder nach Tansania zurückkehren werde, wenn ich erstmal meinen Platz in Deutschland gefunden habe.

Das Land behält sicherlich ein Stück meines Herzens bei sich!